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Pastorales Konzept

Kreuz Oberkirche Burg Feuerstein (Ostern 2012)

Junge Kirche kritisch und visionär

Pastorales Konzept für das Jugendhaus Burg Feuerstein

Burg Feuerstein ist als zentrales Jugendhaus der Erzdiözese Bamberg zu allererst ein Ort für junge Menschen, an dem ihnen mit Offenheit und Wohlwollen, mit Interesse und Akzeptanz begegnet wird. Junge Menschen sind hier willkommen in ihrem "So-Sein" und ihrer Einzigartigkeit, mit ihren Gedanken und Fragen, ihrer Kritik und Lebensfreude, aber auch mit ihren Unsicherheiten und Sorgen. Nach christlichem Verständnis soll für sie Gottes Liebe zu uns Menschen in der unmittelbaren Begegnung spürbar und erfahrbar werden. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jugendhauses Burg Feuerstein verstehen ihre Arbeit in diesem Sinne als Dienst an Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen und tragen an ihrem jeweiligen Arbeitsplatz mit dazu bei, junge Menschen auf ihrem Weg im Glauben und auf ihrem Weg ins Leben zu unterstützen und zu begleiten.

Pastorale Leitlinien

Für die Seelsorge im Jugendhaus Burg Feuerstein sind die folgenden Leitlinien und Grundhaltungen charakterisierend und unabdingbar. Sie leiten sich aus dem christlichen Welt- und Menschenbild her:

1. Fördern und Fordern

Jeder junge Mensch ist in seiner Person einzigartig und verfügt über je eigene Talente und Entwicklungschancen. Es ist Aufgabe der Jugendseelsorge dieser Person mit Respekt und Achtsamkeit zu begegnen, die jeweiligen Charismen zu erkennen, sichtbar zu machen und zu fördern. Junge Menschen wachsen an den Herausforderungen. Sie benötigen für ihre religiöse und menschliche Entwicklung Ermutigung ebenso sehr wie konstruktive Rückmeldungen und kontroverse Auseinandersetzungen.

2. Beteiligen und Befähigen

Junge Menschen brauchen Freiräume, in denen sie ihre Vorstellungen und Gedanken von Gott, vom Leben und von der Welt in vielfältiger und kreativer Weise ausdrücken und erproben können. Dazu benötigen sie Gesprächs- und Gestaltungsangebote, und die Möglichkeit zur Mitverantwortung. Jugendseelsorge kann nur unter Beteiligung junger Menschen geschehen und soll sie ermutigen, Verantwortung zu übernehmen. Hierbei benötigen sie Hilfestellung, möglicherweise auch Korrektur, in jedem Fall aber Unterstützung in einer Atmosphäre, die nicht von Leistungsdruck, sondern von Rücksichtnahme und Toleranz geprägt ist.

3. Begleiten und Beraten

Jeder junge Mensch bringt seine eigene Geschichte und seinen eigenen sozialen, religiösen und familiären Kontext mit. In Schule und Ausbildung hat dieser in der Regel keinen, oder nur einen nachgeordneten Platz. Für die Seelsorge ist es von großer Bedeutung, dass der junge Mensch gerade in diesem Kontext gesehen wird. Es soll ihm spürbar werden, dass seine Geschichte, das was ihn froh macht und das was ihn leiden oder zweifeln lässt, von Belang ist. Junge Menschen brauchen aufmerksame Zuhörerinnen und Zuhörer, die ihnen in den unterschiedlichsten Lebenssituationen ratend und begleitend zur Seite stehen und die über die Kompetenz verfügen zu erkennen, wann neben der seelsorglichen Begleitung auch therapeutische Hilfe von Nöten ist.

4. Glauben leben, Glauben teilen

Das Jugendhaus Burg Feuerstein ist ein Ort, an dem sich junge Menschen als lebendiger Teil der katholischen Kirche erleben und ernstgenommen fühlen dürfen, den sie kritisch und visionär mitgestalten sollen, wie es im Dekret über das Laienapostolat festgeschrieben ist:

"Kraft der Vereinigung mit Christus in Taufe und Firmung ist auch der junge Mensch zur königlichen Priesterschaft berufen und hat damit sowohl das Recht als auch die Pflicht seine Charismen in Kirche und Welt zu gebrauchen. Zu diesen Charismen zählt in besonderer Weise die prophetische Kraft der Jugend."

Die pastoralen Angebote richten sich im Jugendhaus Burg Feuerstein explizit an Kinder Jugendliche und junge Erwachsene - gerade auch an Menschen, die wenig oder gar keine kirchliche Bindung haben oder der Kirche bewusst den Rücken gekehrt haben. Die liturgischen Angebote laden zur Beteiligung und Mitgestaltung ein. Im Wesentlichen lassen sich zwei Formen der liturgischen Gestaltung unterscheiden:

Junge Kirche: Alltag, aber nicht alltäglich

Bei den regelmäßig stattfindenden Sonntagsgottesdiensten, die von jungen Menschen mit gestaltet werden und die sich in besonderer Weise an Jugendliche richten, findet sich eine Gemeinde zusammen, die sich aus den jugendlichen Gästen des Hauses, aus jungen und jung gebliebenen Menschen, denen das Jugendhaus aufgrund der eigenen Geschichte mit dem Jugendhaus Burg Feuerstein zur kirchlichen Heimat geworden ist und aus Freunden und Förderern zusammensetzt.

Dies verhindert, dass jugendliche Spiritualität zu einer Subkultur gerät, die sich selbst genügt, obwohl sie das Gesicht einer jungen Kirche trägt. Über Rückmeldungen aus der Gemeinde und im Gespräch mit den Gemeindemitgliedern erfahren Jugendliche Beachtung und Interesse und erleben sich in ihrer Wirkung immer auch als Teil eines größeren Ganzen. So wird beiden Seiten die Möglichkeit gegeben voneinander zu lernen.

Jugendkirche: begeisternd und experimentell

Zu den liturgisch geprägten Zeiten wie Advent und Weihnachten, Ostern und Pfingsten präsentiert sich das Jugendhaus Burg Feuerstein als "Jugend- und Projektkirche", in der die christliche Botschaft der jeweiligen Feste in Beziehung zu Inhalten und Anliegen junger Menschen und zu deren Lebenssituation und Glaubensgeschichte gesetzt wird. Kreative und experimentelle Gestaltungsideen fließen in die gottesdienstlichen Feiern ein und verleihen ihnen den Charakter der Jugendkirche.

Die Gestaltung des Kirchenraumes orientiert sich an der Spiritualität und an den Bedürfnissen junger Menschen, besonders zu den liturgischen Festzeiten aber auch während des gesamten Kirchenjahres.

5. Zeugnis geben

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Seelsorge gestalten das Leben aus dem Glauben heraus und suchen die eigene spirituelle und theologische Weiterentwicklung. Mit den Worten des Hl. Augustinus gesprochen: „Nur wer selbst brennt, kann andere entfachen.“

Der Dienst der Seelsorge hat sein Leitbild in der Person Jesu, der ganz für die Menschen da war und sein Leben für sie eingesetzt hat. Daher kommt es in der Seelsorge entscheidend darauf an, dass die Botschaft Jesu den Jugendlichen in glaubwürdigen Menschen begegnet. Sie macht daher zuerst und zuletzt ein personales Angebot, das Sachangebot steht an zweiter Stelle.

Inhaltliches Profil der Seelsorge

Die Seelsorge im Jugendhaus Burg Feuerstein sieht sich vom christlichen Gottes- und Menschenbild getragen, das sich zu einem menschenfreundlichen Gott bekennt, der das Leben will, die Entwicklung und Veränderung seiner Schöpfung bejaht und uns Menschen liebend begleitet. Gerade auch in den schwierigen lebensgeschichtlichen Situationen - im Scheitern und Zweifeln und in der Erfahrung des "Nicht-Perfekt-Seins" - trägt die Seelsorge dazu bei, den entgegenkommenden Gott erfahrbar zu machen.

Eine sinnvolle pastorale Begleitung der jungen Menschen gelingt dann, wenn Leben und Arbeiten nicht nur im Blick auf das Vergangene gestaltet werden, sondern – im Bewusstsein und mit Dankbarkeit für die Tradition und Geschichte – im Hier und Jetzt verankert sind und eine klare Option für die Zukunft haben, die von den jungen Menschen gelebt und gestaltet werden will.

Es ist Aufgabe der Seelsorge im jugendhaus Burg Feuerstein, die Stimme der Jugend hörbar zu machen und sie mit ihren Anliegen zu begleiten und zu vertreten.

„Die kirchliche Jugendarbeit soll als Anwalt für den jungen Menschen eintreten, wo seine Selbstverwirklichung und seine Zukunft bedroht werden.“

Konkrete Umsetzung

Die Seelsorge im Jugendhaus Burg Feuerstein setzt Schwerpunkte:

  • Sie sieht sich der Eine-Welt-Arbeit verpflichtet.
  • Sie schafft Bewusstsein für Schöpfungsverantwortung und für politische Wachsamkeit.
  • Sie pflegt den Dialog der Religionen und den Dialog der Kulturen durch Gespräch, internationale Begegnungen und Partnerschaften.
  • Sie ist zentraler Ort für die Pflege und Weiterentwicklung des Neuen Geistlichen Liedes und schafft Freiräume für Kreativität und Ästhetik.
  • Sie ermöglicht Mitverantwortung und Mitgestaltung junger Menschen - auch durch die Mitarbeit im Seelsorgebeirat.
  • Sie macht theologische und spirituelle Angebote
  • Sie fördert das Gespräch und den Austausch in Glaubensfragen und gestaltet katechetische Angebote.